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26/03/2017

Warum eigentlich meditieren?

Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass ich wirklich regelmäßig meditiere. Doch ganz ehrlich: Nach zehn Minuten werde ich ungeduldig und habe viel mehr Lust, aktiv in den Tag zu starten. Und gleich schaltet sich der Verstand ein: Bin ich nicht konsequent genug? Sollte ich mich überwinden?

Ich schreibe das also auch, um es für mich selbst klar zu bekommen: Warum eigentlich meditieren?

Es hat schon Zeiten gegeben, in denen ich regelmäßiger meditiert habe – vor allem während eines Jahrestrainings bei Thomas Hübl. In den Seminarzeiten haben wir jeden Morgen eine Stunde lang zusammen in Stille gesessen. Mit hundert Leuten ist das aber wesentlich einfacher als alleine im Wohnzimmer. Dabei entfaltet sich ein so starkes Bewusstseinsfeld, dass man völlig mühelos darin aufgehen kann. Wenn man alleine sitzt, ist man aber mit seinem „Monkey Mind“ alleine – mit dem hyperaktiven Auftauchen von Gedanken und inneren Ablenkungen.

Die Unterschiede der vielen Meditationsschulen bestehen eigentlich nur darin, wie dieser Monkey Mind beruhigt werden kann und dadurch die eigene Essenz, das ursprüngliche Bewusstsein zum Vorschein kommen kann. Um diesen Prozess wirklich zu verstehen, muss man vielleicht etwas tiefer in das dahinterliegende Weltverständnis eintauchen:

Alle mystischen Traditionen haben im Kern etwa die gleiche Lehre: Die wahre Natur des Menschen ist reines Bewusstsein. Er ist weder sein Körper, noch seine Gedanken, noch seine Emotionen. Die Ich-bezogene Identität ist eine Illusion, eine durch beschränkte Wahrnehmung aufgebaute Konditionierung. Gehen wir dahinter, erkennen wir, dass wir freies Bewusstsein sind, jenseits von Zeit und Raum, und dass alles mit allem verbunden ist. Alle Erscheinungsformen sind Spielarten des einen, umfassenden, unendlichen Bewusstseins.

Etwas poetischer wird die Beziehung zwischen individuellem Ich-Bewusstsein und dem zentralen, All-Einen-Bewusstsein häufig mit der Meeresanalogie ausgedrückt:

„Ich bin eine Welle im Ozean Gott. Eine Welle kann meinen, sie sei getrennt vom Ozean, sie sei etwas ganz anderes. Doch wenn sie wirklich erkennt, was sie ist, erkennt sie, dass sie Ozean ist. Dies zu begreifen ist unsere wichtigste Lebensaufgabe.“
Willis Jäger

Doch nicht nur die Mystiker beschreiben es in dieser Art. Der Neurowissenschaftler Eben Alexander hatte vor einigen Jahren eine für ihn alles verändernde Nahtoderfahrung. Dabei hat sich sein Weltbild von einem rein wissenschaftlich-rationalen zu einem spirituellen gewandelt:

„Was ich dort draußen entdeckt habe, ist die unbeschreibliche Grenzenlosigkeit und Komplexität des Universums sowie die Tatsache, dass das Bewusstsein die Basis von allem ist, was existiert. Ich war so vollkommen damit verbunden, dass es oft keinen Unterschied zwischen „mir“ und der Welt gab, durch die ich mich bewegte. […] Wir – jeder von uns – [ist] auf komplizierte und nicht wieder auflösbare Weise mit dem größeren Universum verbunden. Es ist unser wahres Zuhause.“
Eben Alexander

Selbst in der aktuellen Quantenphysik scheint sich dieses Wissen im Ansatz zu bestätigen. Ich fühle mich aber auf diesem Gebiet nicht gefestigt genug, um auch nur eine einzige Aussage dazu zu machen. Die Onlinediskussionen dazu sind furios!

Vielleicht ist Albert Einstein hier kompetenter. Er soll gesagt haben:

„Der Mensch ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen – ein in Raum und Zeit begrenzter Teil. Wir erfahren uns, unsere Gedanken und Gefühle als etwas vom Rest Getrenntes – eine Art optischer Täuschung des Bewusstseins. Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis, die uns auf unsere persönlichen Wünsche, und auf die Gefühle für die wenigen Personen reduziert, die uns am nächsten sind. Unser Ziel muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien […].“

Halten wir uns aber nicht zu lange mit der Theorie auf – Meinungen sind selten verlässlich. Bewusstsein kann erfahren werden – oder eher: Es kann sich selbst als die Instanz erkennen, die jede Erfahrung macht. Dabei weisen alle, die dieses Bewusstsein in seiner Reinform „erlebt“ oder „erkannt“ haben, auf den einen großen Knackpunkt hin: dass Bewusstsein weder zu beschreiben, noch zu vermitteln ist. Es liegt im wahrsten Sinne jenseits von Worten, Gedanken, Konzepten und Ideen und ist deshalb nur durch den Einzelnen direkt erfahrbar.

Diejenigen, die – und wenn es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde war – einmal hinter den Schleier ihrer Persönlichkeit schauen durften, haben alle das gleiche Problem: Dass diese Erfahrung mit keinem Wort der Welt zu beschreiben ist, weil sie dahinter liegt. Und, weil in diesem Moment Erfahrender und Erfahrung miteinander verschmelzen, so dass es keine Erfahrung mehr gibt, die beschrieben werden könnte. Sie kann nur hinterher mit den beschränkten Mitteln der Worte umschrieben werden.

Und hier liegt der zweite Knackpunkt: Diese „Erfahrung“ können wir mit keiner Tätigkeit und mit keinem Gedankengang aktiv „erreichen“, auch nicht durch Meditation. Wir können uns nur so leer und offen wie möglich machen und unseren Gedanken so wenig Aufmerksamkeit schenken wie möglich . Der Moment der „Erleuchtung“ ist reine Gnade und liegt nicht in unserem Einflussbereich.

„Der Verstand kann Meditation nicht unterstützen, er kennt sie einfach nicht. Und er hat keine Möglichkeit, jemals mit Meditation in Kontakt zu kommen. […] Der Verstand ist die Abwesenheit von Meditation. In dem Moment, in dem du in Meditation gehst, ist dein Verstand nirgends mehr zu finden.“
Osho, The Great Zen Master Ta Hui, Talk #11

Das kann ich aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen. Einmal ist mir bisher diese Gnade zuteil geworden. Zwar während einer Meditation, doch ohne, dass ich es hätte beeinflussen können. Ich wurde spürbar zu diesem Punkt geleitet und begleitet. Und tatsächlich: Diese Erfahrung ist alles, nur nicht die Gedanken, anders kann ich es nicht beschreiben. Hinterher musste ich schallend lachen und konnte immer nur wiederholen: „Da ist ja wirklich niemand. Da ist niemand! Wir sind alle niemand!“

Und – und das ist für mich der wichtigste Grund, warum eine Ausrichtung auf Bewusstsein wirklich sinnvoll ist: Diese „Erfahrung“ verändert die persönliche Gefühlslage, hin zu wirklich bedingungsloser Liebe. Ich habe diesen Zustand nur drei Tage lang erlebt, doch er hat mich erahnen lassen, wie eine Gesellschaft von Menschen aussehen könnte, die ihre „Persona“ hinter sich gelassen haben:  Harmonisch, mitfühlend, voller Liebe und unbändiger Freude. (Ja, genau SO kitschig!)

„Es ist nur eine Frage, den Wert von Meditation zu verstehen. Dann ist es für Millionen von Leuten einfach möglich, ohne innere Spaltung zu werden. Und sie werden die erste Gruppe der Menschheit sein, die harmonisch werden wird. Und ihre Harmonie, ihre Schönheit, ihr Mitgefühl, ihre Liebe – alle ihre Eigenschaften werden unweigerlich in der ganzen Welt zu hören sein.

Meditation muss wie zu einem Großbrand werden. Dann gibt es Hoffnung. Und die Leute sind dazu bereit; sie haben nach etwas gedürstet, das den ganzen Geschmack der Gesellschaft verändert. Die Gesellschaft ist hässlich wie sie ist, sie ist abstoßend. Im besten Fall ist sie erträglich. Irgendwie haben die Leute sie ausgehalten. Doch Aushalten, das ist keine sehr erfreuliche Angelegenheit. Die Gesellschaft sollte ekstatisch sein. Sie sollte angenehm sein. Sie sollte einen Tanz in die Herzen der Leute bringen.“

Osho, Auszug aus Rebellion, Revolution And Religiousness #10

Ist diese Aussicht von Osho nicht verheißungsvoll? Ich weiß, unser Verstand hört so etwas nicht gerne und tut es schnell als Utopie ab, doch in Wahrheit wünschen wir uns das alle, oder? David Icke, der sich seit Jahrzehnten mit der Beschaffenheit der Matrix, unserem illusionären Verstandesgefängnis, auseinandersetzt, beschreibt es so:

„The difference between the world we live in and the world we can live in is whether our society is conscious or unconscious. […]
It’s about becoming conscious.”

Aber warum befinden wir uns überhaupt in diesem „Gefängnis des Unbewusstseins“, wenn doch Bewusstsein unsere wahre Natur ist? Warum leben wir nicht in einem SELBST-bewussteren Zustand, der eigentlich der natürlichste der Welt sein sollte? Darüber gibt es viele Spekulationen. Eine ist, dass sich Aspekte des allumfassenden Bewusstseins freiwillig ins menschliche „3D-Tal des Vergessens“ begeben haben, dem ultimativen „Entwicklungs- und Erkenntnis-Bootcamp“. Andere glauben, dass ein Vergessen in diesem Ausmaß nicht geplant war, sondern von negativen Kräften verstärkt und manipuliert wurde.

Vielleicht ist aber das Warum nicht so wichtig, wenn wir nur wirklich verstehen, WIE der Mechanismus des Vergessens funktioniert. Ich komme gut mit der Unterscheidung von rechter und linker Gehirnhälfte zurecht, die  am eindrücklichsten von der amerikanischen Hirnforscherin Jill Bolte Taylor erklärt wird (in diesem sehr unterhaltsamen TED-Talk, an dem Rädchen können deutsche Untertitel eingestellt werden). Sie hatte vor einigen Jahren einen  massiven Schlaganfall, der ihre linke Gehirnhälfte teilweise außer Gefecht gesetzt hat. Als Hirnforscherin konnte sie während dieses Schlaganfalls genau beobachten, wie die Funktionen der linken Gehirnhälfte – Motorik, Sprache, Selbstbewusstsein – eine nach der anderen ausfielen. Dadurch hatte sie Zugang zu der Wahrnehmungsweise der rechten Gehirnhälfte:

„Ich bin ein Energiewesen, verbunden mit der mich umgebenden Energie, durch das Bewusstsein unserer rechten Hirnhälften. Die rechte Gehirnhälfte erlebt nur das Hier und Jetzt.

Unsere linke Gehirnhälfte ist ganz anders. Sie denkt linear und methodisch. In der linken Gehirnhälfte geht es um die Vergangenheit und um die Zukunft. Sie ist dazu da, die gewaltige Collage des Augenblicks aufzunehmen und Details herauszugreifen. Dann kategorisiert und organisiert die linke Gehirnhälfte alle Informationen, assoziiert sie mit allem, was wir je gelernt haben und berechnet alle künftigen Möglichkeiten. Unsere linke Gehirnhälfte denkt in Sprache, dieses ständige Hirngeplapper, die berechnende Intelligenz. Sie sagt zu mir: Ich bin. Ich bin. Damit unterscheide ich mich vom Rest, ich werde zu einem separaten Wesen. […]

Erst war ich geschockt von der Stille meines Verstandes. Doch dann war ich gebannt von der Herrlichkeit der Energie um mich herum. Und da ich meinen Körperumriss nicht mehr erkannte, fühlte ich mich weit und riesig. Ich fühlte mich eins mit der Energie und es war wunderschön. Stell Dir vor, Du bist völlig losgelöst von Deinem Hirngeplapper, der Verbindung zur Außenwelt. Alle Außenbeziehungen mit ihren Stressfaktoren hatten sich aufgelöst. Ich bekam dieses Gefühl von Frieden.

Ich fühlte mich ausgedehnt wie ein befreiter Flaschengeist. Mein Geist stieg auf wie ein großer Waal, der durch das Meer der Euphorie gleitet.“

Jill Bolte Taylor

Ist es das, was Osho als „innere Spaltung“ bezeichnet? Dass unsere rechte und linke Gehirnhälfte nicht mehr in Kontakt zueinander stehen und unsere Wahrnehmung ergänzen? Wie herrlich könnte es sein, wenn sie zusammenspielen würden. Wenn wir den Verstand der linken Gehirnhälfte nutzen könnten, um in unserer 3D-Realität handlungsfähig zu bleiben und gleichzeitig über die rechte Gehirnhälfte Kontakt zu der unendlichen Stille, Kreativität und Intelligenz unseres Höheren Bewusstseins hätten (andere sagen übrigens, dass dieser Kontakt über die energetische Herzregion hergestellt wird, aber egal…).

Wie kommen wir da hin? Und warum ist unsere linke Gehirnhälfte, unser Verstand, gegenwärtig so dominant? Vermutlich, weil sie überzüchtet wurde und wir ihr viel zu viel Bedeutung beimessen. Unser ganzes Gesellschafts- und Bildungssystem basiert auf den Mechanismen der linken Hemisphäre: Denken, Sprache, Logik, Linearität, Vergangenheit, Zukunft, Identität. Wir können in unserer Gesellschaft nur „zu etwas“ werden, wenn wir fast vollkommen „links“ leben. Wenn wir kritisch und wertend denken, Worte und Konzepte auswendig lernen, auf das Glück der Zukunft hinleben, ständig irgendetwas möglichst effizient tun, den Tod fürchten und unsere Persönlichkeit genau definieren und abgrenzen. Intelligenz vermuten wir nur im logischen Denken und ahnen aus dieser Perspektive nicht, wie intelligent wir sein könnten, wenn wir das Denken sein lassen.

„Imagine a nuclear explosion destroyed your mind forever. What of you would remain? Be that, ignore all else. Happiness eternal.”
Bentinho Massaro

Vielleicht geht es auch etwas weniger radikal 😉 Das Problem ist, dass wir so sehr im „linken“ Denken konditioniert sind, dass wir kaum bemerken, wie wir permanent durch diese Brille schauen. Thomas Hübl macht in seinem Talk „Meditieren ohne Ziel“ sehr gut deutlich, wie stark wir diese Konditionierung auch auf das Meditieren (und damit auf die rechte Hemisphäre) übertragen:

„Fürs Meditieren gibt es keine Lorbeeren, keine Bonuspunkte, keine Liebe, kein Nichts. Nichts. Es ist, was es ist. Du und Gott. Du und Präsenz. […] Da steht niemand dazwischen. Es gibt keine höhere Instanz als das. Du machst das nur für den Akt an sich. Es gibt niemanden, der da draufschaut und sagt, dass Du es gut gemacht hast, dass Du es nicht gut gemacht hast, das ist egal. […] Unser ganzes konditioniertes System von Erfolg und Belohnung, von richtig machen und falsch machen, wird permanent an die Wand fahren. […]

Das Einzige, was Du durch das Meditieren kriegst, ist, dass Du siehst, was Du alles verlierst. Das ist alles.“

Erkennst Du Dich wieder? Wir sind so sehr daran gewöhnt, in der Wahrnehmung von anderen zu glänzen, dass wir es kaum aushalten, etwas unbeobachtet und unbewertet/unbewertend zu tun. Wie schnell machen wir uns auch beim Meditieren fertig: „Jetzt driftest Du schon wieder ab, Du wirst es nie lernen“, „Ich kann das nicht“, „Die anderen sind schon viel weiter“, „Ich muss das können, damit ich etwas wert bin“ …

Unsere wertenden und negativen Gedanken sind unser größter Feind, nicht nur im Alltag, sondern auch in der Meditation. Gleichzeitig projizieren wir unsere eigene menschliche Endlichkeit auf unser Höheres Selbst, das von Natur aus unendlich ist. UNENDLICH, EWIG.

„Der spirituelle Weg bedeutet, dass ich mich für immer hingebe. […] In dem Moment, in dem ich sage ‚Meine Meditation währt ewig‘, lasse ich die Frage nach dem Ziel fallen. Es bedeutet, ich gebe mich etwas hin, das größer ist als mein endliches Selbst. Denn die Welt taucht nur in meiner endlichen Wahrnehmung auf. Meine Wahrnehmung ist an meine Existenz gebunden und wird immer endlich sein. Eines Tages werde ich gehen. Und das wird zu sehr auf den spirituellen Weg projiziert. Dass der spirituelle Weg ein Ende hätte, bedeutet, dass ich diese endliche Natur darauf projiziere, auf Gott.“

Thomas Hübl (hier der ganze Talk)

Was bedeutet das nun alles für unsere Meditationspraxis?

Klar wird, dass sich Meditation nicht auf stilles Sitzen beschränken kann. Sie ist keine Tätigkeit, sondern ein Seinszustand, eine Wahrnehmungsperspektive. Sie ist die Abwesenheit des Verstandes. Sobald wir unseren Gedanken nicht mehr glauben und unsere Verstandesmechanismen durchschauen, scheint etwas durch und wird offenbar, was die ganze Zeit über da ist, aber im Lärm der Gedanken nicht wahrgenommen wird: Das reine ICH BIN.

Das reine Sein. Das, was sich niemals verändert, egal, was sich innerlich oder äußerlich verändert. Immer präsentes, gegenwärtiges, ewiges, unveränderliches Gewahrsein. Es ist unberührt von allem, was in unserer Wahrnehmung geschieht, denn es ist die Wahrnehmung selbst. Gewahrsein hat keine Präferenz. Es bevorzugt keinen Gedanken, keine Handlung, keine Emotion vor der anderen. Es schließt alles ein, was jemals existieren kann, denn es ist die Existenz selbst.

(Wer sich noch mehr Fingerzeige wünscht, dem empfehle ich den (englischen) Einführungskurs der Trinfinity-Academy)

Wie aber stellen wir es an, den Verstand zu beruhigen, um wieder in diesen natürlichen Zustand zu sinken?

Dafür gibt es viele verschiedene Methoden und sie „funktionieren“ wahrscheinlich bei jedem unterschiedlich gut. Hier die Ansätze, die ich am meisten schätze:

1. Stirb im Leben, damit Du lebst, bevor Du stirbst.
Letztendlich geht es also darum: Die eigene „Persönlichkeit“ mit all ihren Überzeugungen, Ängsten, Zweifeln, Sorgen, Mangelgedanken, Trennungen und Bewertungen gehen zu lassen. Auf Ebene des Bewusstseins (und damit auch des Höheres Selbstes oder der Seele) gibt es weder Mangel noch Zweifel noch Probleme. Diese „niederfrequenten“ Gebilde existieren NUR in unseren Gedanken. Nirgendwo sonst!!

Allein diese Einsicht ist für mich die ultimative Methode. Dabei wird klar, WIE bedrohlich das für unser Ego, für unseren Verstand ist. Viele sagen deshalb, dass wir einmal durch die Todesangst müssen, die das Loslassen des Egos/der Persona/des Verstandes mit sich bringt.

Im Alltag können wir das üben und jedes Mal ein bisschen weniger „persönlich“ reagieren. Beleidigt? „In mir ist niemand, der beleidigt werden könnte.“ Verletzt? „In mir ist niemand den irgendetwas jemals verletzen könnte.“ Verlassen? „Ich bin mit allem, was ist, verbunden. Wie könnte ich jemals verlassen sein?“ Sorgen? „Ich bin die Fülle in Person, wie könnte es mir je an etwas mangeln?“ Zu wenig geliebt? „Ich bin die Liebe in Person, wie könnte ich jemals nicht geliebt werden?“ Und so weiter… Immer leerer werden, bis wir von nichts mehr getriggert werden können.

Hier eine kleine Einstimmung dazu von Bentinho Massaro (Video: Keilan McNeil):

 

2. Den Gedanken keine Aufmerksamkeit schenken
Hier wird es tricky. Die Gedanken sind der rosafarbene Elefant – sobald man versucht, sich NICHT auf sie zu konzentrieren, werden sie unüberhörbar. Was also tun?

Zunächst: Anders fokussieren, aber nicht konzentrieren 😉

„Konzentration ist duales Bewusstsein, darum ist Konzentration ermüdend, darum bist du erschöpft, wenn du dich konzentriert hast. Und du kannst dich nicht 24 Stunden lang konzentrieren, du musst dich ausruhen und erholen. Konzentration kann nie zu deiner Natur werden. Meditation ist nicht ermüdend, Meditation erschöpft dich nicht. Meditation kann ein 24-Stunden-Ding werden – tagein, tagaus, jahrein, jahraus. Sie kann zur Ewigkeit werden. Sie ist Entspannung selbst.“
Osho, The Heart Sutra, Talk #7

Mit Konzentration verbinden wir eine angespannte Ernsthaftigkeit: Der Verstand richtet seine Aufmerksamkeit auf ein Problem. Bewusstsein ist aber von Natur aus unproblematisch 😉

Es geht also eher darum, den inneren Fokus  zu verschieben – von dem, was gedacht wird auf den Raum, in dem die Gedanken auftauchen.

„Stell Dir vor, Du gehst über einen indischen Basar und kaufst nichts.“

Dieses Zitat stammt aus der Anleitung zur Meditation von Thomas Hübl. „Indischer Basar“ ist ein ziemlich passendes Bild für die eigene Gedankenwelt, oder? „Oh, das sieht gut aus, was könnte ich damit heute Abend kochen?“, „Ach, das erinnert mich an den letzten Urlaub“, „Und das könnte ich meiner Mutter zum nächsten Geburtstag schenken.“ …

Dabei sind die Gedanken, die auf dem inneren Basar auftauchen, eigentlich genauso unpersönlich wie die Waren der Händler. Sie tauchen einfach auf und werden uns innerlich angeboten. Wir haben die Wahl: Beschränken wir unser Bewusstsein auf die lautesten Händler, verstricken wir uns in Unentschiedenheit, kaufen wir immer mehr und belasten unseren Weg damit? Oder nehmen wir die Vielfalt der Eindrücke einfach nur wahr und schreiten schwerelos und anmutig über den Markt, offen, für alles, was der Moment zu bieten hat?

Auf dem inneren Marktplatz nichts „ zu kaufen“ schlägt auch Bentinho Massaro vor (hier sinngemäß übersetzt):

„Komme in einen Zustand, in dem Du nichts von Deiner gegenwärtigen Erfahrung willst. Wenn Gedanken, Erfahrungen oder Gefühle auftauchen, nimm sie einfach wahr. Lasse nicht die automatischen needy-greedy Tentakeln danach ausgreifen und irgendetwas von ihnen wollen. Habe zu jeder Erfahrung, die auftaucht, die immer gleiche Haltung: „Ich möchte nichts von Dir. Ich lasse alles so, wie es ist. Ich möchte nichts ändern. Ich brauche nichts.“ Deine ganze mentale Energie geht dadurch wieder in Dein größeres Bewusstsein ein. So wirst Du wacher, klarer und freier.“

Thomas nennt das auch „nicht nach Therapeutic City abbiegen“: Vor allem, wenn Kontraktionen und unangenehme Gefühle auftauchen, haben wir den Hang, sie ändern oder verbessern zu wollen. Und fangen an, innerlich an ihnen herumzudoktorn. Die Frage ist also:

Kann ich mit dem sein, was auftaucht, ohne etwas damit machen zu wollen?

Ganz ehrlich: Das klappt bei mir so mittelgut. Mein Drang zur Optimierung ist sehr stark und etwas in mir hält es für verschwendete Zeit, wenn ich nicht „an etwas arbeite“. Dabei hilft mir diese Erkenntnis weiter: Die wenigsten Gedanken sind konstruktiv. Wenn ich wirklich hinhöre, dann ist ihre Mehrheit zweifelnd, befürchtend, selbstkritisch und so weiter. Solche Gedanken haben von Natur aus eine niedrige Schwingungsfrequenz. Das Höhere Selbst aber ist extrem hoch schwingend. Man zieht sich also im wahrsten Sinne des Wortes runter und kann von dieser Warte aus das Höhere Selbst – und damit die eigene Wahrheit – niemals erfahren. Niemals! (Anders verhält es sich mit „positiven“ Gedanken. Sie schwingen höher und weisen zumindest schon mal in die richtige Richtung – sie sind, wenn wirklich gefühlt, wie eine mögliche Tür in den Raum dahinter).

3. Ins Vertrauen sinken

Im Kern geht es darum, tief zu vertrauen. Darauf, dass wir unsere „Probleme“ nicht mit Gedanken lösen müssen. Darauf, dass, wir, wenn wir die Kontrolle loslassen, immer noch da sind. Und dass sich das Leben selbst orchestriert – besser als wir es jemals hätten planen können. Das gesamte Universum ist von einer erstaunlichen Intelligenz und Kreativität durchwoben. Blüten planen nicht, sich zu entfalten, sie tun es einfach – wenn sie nicht eingeschränkt werden.

Tatsächlich berichten alle, die im Alltag voller Vertrauen ihren inneren Impulsen und Gefühlen folgen, von erstaunlichen Wendungen in ihrem Leben: von den richtigen Begegnungen im richtigen Moment und von Synchronizitäten, die sie sich niemals hätten ausdenken können.

Dafür müssen wir allerdings einen Glaubenssatz ablegen, den wir von klein auf eingetrichtert bekommen haben: dass Erfolg eine Folge von Anstrengung ist.

Gleichzeitig gehört zu  diesem Vertrauen auch die Liebe zu sich selbst. Wer sich selbst misstraut, wird sich nie in sich SELBST fallen lassen. Wie ein Ballon, der sich nicht weiter ausdehnen kann, weil er gegen Stacheln stößt. Es ist also gut, diese Stacheln (und damit auch wieder eine unbrauchbare Funktion des Verstandes) nach und nach ausfindig zu machen und zum Schmelzen zu bringen (nein, nicht gerade dann, wenn wir in den Raum der Leere eintauchen wollen 😉 )

4. In den Raum dahinter eintauchen

Anstatt die rosafarbenen Elefantengedanken zu missachten fällt es mir leichter, mich auf den Raum auszurichten, mit dem ich verschmelzen möchte. Also auf den Raum hinter und zwischen den Gedanken, auf die Stille, die Leere, das Ewige. Mit diesem Raum können wir nichts machen, er ist einfach der Raum. So, wie die Leinwand nicht den Film verändern kann, der darauf abgespielt wird.

„Sich immer tiefer und tiefer Raum sein zu lassen. Dann vertieft sich das Raumgewahrsein zu tieferer Präsenz und irgendwann mal zu reinem kausalen Hier sein. Irgendwann entsteht eine andere, tiefere Art von Leere, ein anderer Zustand. Es gibt keinen Weg dahin, außer, sich immer tiefer sinken lassen.“
Thomas Hübl

Dabei hilft mir auch, den Kontrast zwischen Gedanken und Stille noch stärker werden zu lassen, zum Beispiel, indem ich die Gedankenlautstärke und -geschwindigkeit noch weiter „aufdrehe“ und dann unmittelbar dahin gehe, wo es still ist. Oder die Gedanken und Körperzellen tatsächlich als feste Objekte zu visualisieren und dann in den Raum dazwischen einzutauchen. Oder der Stille ein Bild zu geben und dieses zu visualisieren: eine absolut unbewegte Wasseroberfläche, die absolute Stille und Schwerelosigkeit des Weltalls oder die Geräuschlosigkeit, die sich beim Tauchen einstellt.

Und dann immer intimer mit diesem wahrnehmenden, stillen Bewusstsein zu werden.

 Und: Sollten wir nun regelmäßig meditieren?

Dazu bald mehr, jetzt gehe ich erstmal in die Sonne 🙂 Die Antwort liegt aber auch auf der Hand, oder?

Hier noch ein schöner Film über „Samadhi“, den Zustand unseres wahren Selbstes jenseits des Egos (leider nur mit englischen Untertiteln, die Vorgängerserie „Inner Worlds, Outer Worlds“ gibt es auch mit deutschen Untertiteln.)

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